Scatle

Fichtenurwald Scatlè

Ein Urwald?

«Urwälder sind Wälder, die über Jahrhunderte hinweg niemals von Menschen in ihrem natürlichen Lebensablauf beeinflusst wurden», so definiert der Forstfachmann Hans Leibundgut diese besonderen Wälder. Von ihnen gibt es in der Schweiz noch drei: Derborence im Wallis, Bödmeren im Kanton Schwyz und Scatlè. In allen haben das steile und unzugängliche Gelände eine Waldnutzung verhindert. Die Wälder des Nationalparks sind im Gegensatz dazu keine Urwälder; sie wurden intensiv genutzt.

Die Fichten

Scatlè ist mit nur rund 9 Hektaren das kleinste der drei Urwaldgebiete. Der Urwaldcharakter ist bis ins 13. Jahrhundert nachgewiesen. Seit Menschengedenken erfolgten keine Nutzungen. So besteht er aus bis zu 600 jährigen und 30 Meter hohen Fichten. Im kühl-feuchten subalpinen Klima des engen Val Frisal ist die Fichte, im Gegensatz zu den Anpflanzungen im Mittelland, zu Hause. Als Flachwurzler reicht ihr die sehr dünne Humusschicht, die sich nur in den Spalten zwischen den groben Steinblöcken in der Bergsturzhalde sammelt. Fichten im Gebirge geben mit ihrer schlanken und spitzen Form ein anderes Bild als die Artgenossen im Tal ab. Mit den steil nach unten zeigenden Ästen kann sich keine grossen Schneelast auf ihnen bilden.

Der Schutz

Mit Beschluss vom 25. Juli 1907 erteilte die Gemeinde Brigels dem Forstverein die Bewilligung, ein Urwaldreservat für die Dauer von 60 Jahren einzurichten. Später wurde der Vertrag abgeändert und zwischen der Gemeinde Brigels, dem damaligen Schweizerischen Bund für Naturschutz (heute Pro Natura) und der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH; Institut für Waldbau) auf 80 Jahre abgeschlossen. Er wird am 1. Januar 2045 auslaufen. Seit dem Vertragsabschluss steht das Reservat den Professoren und Studenten der ETH zu Studienzwecken zur Verfügung.

Das Betreten des Urwaldes für Wanderer ist nicht möglich, da die dünne Humusschicht, die die Grundlage des Waldes bildet, zu empfindlich ist.

Natürliche Waldentwicklung

Der Wald zieht sich am Osthang des vorderen Val Frisal von circa 1500 Meter bis auf über 2000 Meter ü.M. steil empor. Links vom Schutzgebiet ist auch heute noch deutlich eine breite Lawinenschneise zu sehen, die 1984 in den Wald gerissen wurde. Dort wie auch im Schutzgebiet selber bleiben umgestürzte Bäume liegen. Auf diesen gedeihen wiederum die jungen Bäumchen und tragen so zur Regeneration des Waldes bei. An verschiedenen Stellen kann man deshalb mächtige Fichten - bis zu zehn - wie mit einem Lineal gezogen gerade in einer Reihe stehend beobachten. Bei mehreren Fichten spriessen sogar die untersten Äste, die den Boden berühren, wieder und bilden so junge Fichten aus! Vorallem das viele Wild, das in ihm Zuflucht sucht, verhindern jedoch eine genügende Verjüngung des Waldes.

Naturschutzgebietdetails

Anreise

Mit der Rhätischen Bahn von Chur oder Andermatt bis zur Station Tavanasa - Breil/Brigels. Von dort mit dem Postauto bis Breil/Brigels.

Weiterführende Informationen

Info

Verhalten im Schutzgebiet:
Wanderwege nicht verlassen.
Hunde an die Leine nehmen.
Feuer machen und Campieren sind verboten.

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